Das Opfer ist nicht nur körperlich sichtbar angeschlagen – Sie kann kaum klare Gedanken mehr fassen, leidet unter Schlafmangel…
Das Gewalterlebnis spiegelt das Gefühlschaos wider, das Frauen in vergleichbaren Situationen durchleiden müssen. Erste Reaktion: ein Gefühl von Mitschuld, das klassischerweise immer noch von der Gesellschaft promotet wird – im Stil: „Hättest du nicht diesen kurzen Rock angezogen, wärest du erst gar nicht in diese Situation gekommen“. Da gibt es noch eine ganze Reihe von „Hätte-ich-nicht-Sätzen“.
Hinter solchen Sätzen schnappt die Falle zu, sich auf der einen Seite missbraucht und tief verletzt zu fühlen, auf der anderen Seite aber auch völlig hilflos zu sein. Dieses Verhängnis ist mit so viel Scham besetzt. Scham, Opfer zu sein.
Es ist ein sehr langer Weg, darauf aufmerksam zu machen, dass der Status Quo aus hingenommener Gewalt, Verachtung und eben auch subtiler Diskriminierung von Frauen nicht zu tolerieren ist.