Was hindert misshandelte Frauen, ihre gewalttätigen (physisch und psychische Gewalt) Männer zu verlassen?

Die Hauptargumente sind folgende:

 

 

1. Die Gefahrensituation: Es hat sich erwiesen, dass die Situation gefährlicher wird, die Häufigkeit und Schwere der Gewalteskalationen zunimmt und das Risiko, getötet zu werden, groß ist, wenn eine Frau sich entscheidet, ihren gewalttätigen Partner zu verlassen.

 

 

2. Die Familie und die Liebe retten: Viele Frauen versuchen zuerst, eine Reihe von Möglichkeiten zu nutzen, um die Beziehung zu retten. Es besteht oft die Illusion, dass Liebe die Gewalttätigkeit des Partners ändern könnte.

 

 

3. Fehlende Unterstützung von außen: Die Frau, die aus der Gewaltsituation ausbrechen möchte, weiß in vielen Fällen nicht, wohin sie gehen kann, wie sie danach die Existenz für sich und die Kinder sichern kann. Freundinnen/Freunde und Verwandte bieten oft keine Hilfe, möglicherweise erkennen Institutionen wie Polizei oder Gericht die Gewaltbeziehung nicht als solche und sehen die Frau als mitverantwortlich an. Stigmatisierung im sozialen Umfeld, Scham, Schuldgefühle und Isolierung verhindern, dass die Frau sich nach außen wendet, um sich Hilfe zu holen.

 

 

4. Besonders ausländischen Frauen fehlen häufig die Möglichkeiten eines familiären und sozialen Netzes, ebenso mangelt es oft an den sprachlichen Voraussetzungen, um ihre Probleme ausdrücken und Informationen verstehen zu können.

 

 

5. Emotionale Abhängigkeit: Je länger eine Frau mit ihrem Misshandler zusammenlebt, umso stärker kann sich eine emotionale Abhängigkeit entwickeln, in der sie sich schwach erlebt, ohne Fähigkeit und Recht, für sich selbst zu entscheiden.

 

 

6. Der Begriff „Stockholm-Syndrom“ vergleicht das Verhalten von Frauen in Gewaltsituationen mit den psychologischen Verhaltensmustern von Geiselopfern (nach einer Geiselnahme 1973 in Stockholm): Die Opfer passen sich an, um zu überleben. Die Bindung an den Täter, der das Überleben garantieren kann, wird so stark, dass die Perspektive des Täters übernommen wird. Dadurch entsteht eine für Außenstehende unerklärliche Loyalität mit dem Misshandler.